Ute Haupts aka Fishmoon – die Senior Lady der Aachener DJ-Szene, bringt seit der Gründerzeit vor 12 Jahren als Mitglied des Hotel Europa DJ Kollektivs ihre in tiefen Tauchgängen entdeckten Electroperlen auf den Dancefloor, lässt die tanzfrohe Crowd in Bass, Beats und Melodie baden. In jüngerer Zeit zaubert sie mit großer Freude Glitzer auf viele Festival-und Tanzböden in und um Aachen und Köln, spielt ihre Sets auf prima Partys in sehr feinen Kollektiven und Locations und feiert die Magie ihrer Schätze aus den Genres Melodic/Organic/Afro/Tech House, die instant pure Liebe und Glückseligkeit für alle Freund*innen der elektronischen Tanzmusik erschafft
Wir sind ein Freundeskreis, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, mit unkonventionellen Veranstaltungen neue Räume zu erschließen und Menschen zusammenzubringen. Ob Open Air oder Kulturfestival, im Vordergrund steht immer der Spaß an dem Miteinander.
Unsere DJs:
Benno Banane
Flexo
Fu Diko
KretzscheOne
Kurt Kontemporär
Kolla
Giulieju
Montagmorgen
Nina
Ohne Venne Und Aber
Pink Man
Ririna
Jentkens
Tim
Tunc
Wolle
Wir sind ein Freundeskreis, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, mit unkonventionellen Veranstaltungen neue Räume zu erschließen und Menschen zusammenzubringen. Ob Open Air oder Kulturfestival, im Vordergrund steht immer der Spaß an dem Miteinander.
Unsere DJs:
Benno Banane
Flexo
Fu Diko
KretzscheOne
Kurt Kontemporär
Kolla
Giulieju
Montagmorgen
Nina
Ohne Venne Und Aber
Pink Man
Ririna
Jentkens
Tim
Tunc
Wolle
Siebdruck Workshop → Festival Art
Freitag, 18. August
Loggia Museum, 17:00 H – 19.00 H
Gestellte dein Kimiko Festival-Shirt oder Jutebeutel selbst.
Wir haben das Material und du bringst die Farbe ins Spiel. T-Shirts oder Jutebeutel können am Stand zum Unkostenbeitrag erworben werden, aber natürlich sind eure eigenen Lieblingsstücke, die ihr verzieren wollt, genauso willkommen. Be creative.
Keine Anmeldung erforderlich.
Treffpunkt: Museumskasse
Ausstellung „Illiberal Lives“
Mit Pauline Curnier Jardin, Johanna Hedva, Ho Rui An, Blaise Kirschner, Jota Mombaça, Henrike Naumann, Melika Ngombe Kolongo, Bassem Saad, Mikołaj Sobczak und Jordan Strafer und einer Neuhängung von Arbeiten der Sammlungen im Ludwig Forum Aachen ausgewählt durch die Künstler*innen von Vincent Desiderio, Jann Haworth, Domenico Gnoli, Renato Guttuso, Jörg Immendorff, Magdalena Jetelová, Lew Kerbel, Konrad Klapheck, Jeff Koons, Thomas Lanigan-Schmidt, Lee Lozano, Wolfgang Mattheuer, Klaus Paier, Tõnis Vint und Andy Warhol
Der Zerfall der liberal-kapitalistischen Nachkriegsordnung, die nach 1989 durchgesetzt schien, lässt auch die Kunst dieser Gesellschaft nicht unberührt. Illiberal Lives, die aktuelle Ausstellung im Ludwig Forum Aachen setzt genau hier an. Sie fragt, wie mit dem Aufbrechen des liberalen Fortschrittsversprechens unweigerlich der unfreie, illiberale Kern moderner Freiheiten zu Tage tritt, und auch die liberale Fiktion von der Kunst als Ausdrucksraum bürgerlicher Freiheit immer mehr unter Druck gerät. Dort, wo die Kunst nicht nur Besitzstände verteidigt, oder sich der Beschwörung nationaler Gemeinschaften dienstbar macht, zeigt sie sich heute zunehmend als praktischer Austragungsort sozialer Widersprüche und Ausschlüsse. Die Arbeiten von Pauline Curnier Jardin, Johanna Hedva, Ho Rui An, Blaise Kirschner, Jota Mombaça, Henrike Naumann, Melika Ngombe Kolongo, Bassem Saad, Mikołaj Sobczak und Jordan Strafer brechen mit den Beschränkungen und Gewalten der liberalen Freiheiten und lassen stattdessen künstlerische Formen eines illiberalen Lebens an ihre Stelle treten. Die Neuhängungen von durch die Künstler*innen ausgewählten Arbeiten der Sammlungen im Ludwig Forum Aachen, die Teil von Illiberal Lives sind, fügen der Ausstellung wesentliche Zuspitzungen von Vergangenheiten und Gegenwarten hinzu. In ihren Auseinandersetzungen mit Arbeiten von beispielsweise Renato Guttuso, Konrad Klapheck oder Jeff Koons geraten seltener gezeigte Arbeiten wie die von Vincent Desiderio oder Magdalena Jetelová in den Blick. Die eingeladenen Künstler*innen reperspektivieren hierbei immer auch die postfaschistische Geschichte einer Institution, deren Sammlungen unlösbar verbunden sind mit der Rhetorik der Blockkonfrontation zwischen Ost und West in der Nachkriegszeit und dem liberalen Narrativ von „freier“ und „unfreier“ Kunst.
Die Präsentation von fünf Installationen von Henrike Naumann in der weitläufigen Halle des Museums, in die Werke wie Magdalena Jetelovás Skulptur Der Setzung andere Seite oder eine Büste Peter Ludwigs von Lew Kerbel eingebunden sind, bildet das Zentrum der Ausstellung: Naumanns Installationen, in denen Möbelensembles, Accessoires und Designgegenstände skulptural werden, machen mit ihren hierin laufenden Video- und Soundarbeiten die Verortung von Illiberal Lives im postfaschistischen Deutschland unentrinnbar.
Naumanns Einbindung zentraler Werke des Ludwig Forums in ihre künstlerische Aufstellung deutscher politischer Gewalt nach 1989 stellen die weiteren eingeladenen Künstler*innen der Ausstellung ästhetische Formulierungen vergemeinschaftender Perspektiven gegenüber. Sie leiten eine Wahrnehmung an, in der sich künstlerisches Handeln von nationalstaatlichen Vorstellungen des Politischen ablöst. So verbinden sich beispielsweise Mikołaj Sobczaks Darstellungen von Protagonist*innen LGBTQI+ basierter Organisierung, von queeren, gegenkulturellen Milieus und Widerstandsbewegungen aus unterschiedlichsten Epochen mit den revolutionären Gesten des Aachener Wandmalers Klaus Paier, dem kommunisitischen Realismus von Renato Guttusos Maggio 1968 – Giornale Murale, dem aus Seidenstrümpfen zusammengenähten Surfer, eine der seltenen lebensgroßen ikonischen Figurinen von Jann Haworth, und mit Iconostasis, einer aus Cellophan und bemalter Silberfolie zusammengesetzten Ikonenwand des Künstlers Thomas Lanigan-Schmidt, einem vielfach dokumentierten Beteiligten der Stonewall Riots in New York 1969.
Die Künstler*innen in Illiberal Lives zielen auf vergemeinschaftende Horizonte, auf kollektive Wahrnehmungsformen und auf politische Spontaneitäten, die heute aus den Rissen der zerfallenden Gegenwart hervorbrechen. Denn wenn die Hierarchisierung von Kunst-Werk über künstlerischer „Lebens-Arbeit“ (Lu Märten) erst einmal aufgebrochen ist, verschiebt sich der Blick auch auf die moderne Kunstgeschichte, in die sich außerkünstlerische historische Kontinuitäten einschreiben. Eingebaut in Naumanns Arbeit Das Reich verschwindet die Frage, ob Immendorffs tonnenschwere Bronzeskulptur Naht (Brandenburger Tor – Weltfrage) als Werk formal gelungen sei oder nicht: seine Monumentalität, Materialwahl und überhöhte Symbolik werden zum Dokument einer für ihre Zeit symptomatischen künstlerisch-nationalen Selbstinszenierung, eines bundesrepublikanischen Formalismus. In Illiberal Lives wird daher die Institution der Kunst nicht als authentische Errungenschaft der liberalen Moderne verstanden, sondern vielmehr als historische Beschränkungsform – als Mehr-Wert abschöpfende Einhegung und Absonderung von aus Formen gelebter Gemeinschaft hervorgehender künstlerischer Lebens-Arbeit.
Kuratiert von Eva Birkenstock, Anselm Franke, Holger Otten und Kerstin Stakemeier. Es handelt sich um eine Fortsetzung der Ausstellung Illiberal Arts, die 2021 von Anselm Franke und Kerstin Stakemeier am Haus der Kulturen der Welt, Berlin, kuratiert wurde. Die Ausstellung wird von der Produktion einer Publikation begleitet.
Keine Anmeldung erforderlich.
Treffpunkt: Museumskasse
Ausstellung „Illiberal Lives“
Mit Pauline Curnier Jardin, Johanna Hedva, Ho Rui An, Blaise Kirschner, Jota Mombaça, Henrike Naumann, Melika Ngombe Kolongo, Bassem Saad, Mikołaj Sobczak und Jordan Strafer und einer Neuhängung von Arbeiten der Sammlungen im Ludwig Forum Aachen ausgewählt durch die Künstler*innen von Vincent Desiderio, Jann Haworth, Domenico Gnoli, Renato Guttuso, Jörg Immendorff, Magdalena Jetelová, Lew Kerbel, Konrad Klapheck, Jeff Koons, Thomas Lanigan-Schmidt, Lee Lozano, Wolfgang Mattheuer, Klaus Paier, Tõnis Vint und Andy Warhol
Der Zerfall der liberal-kapitalistischen Nachkriegsordnung, die nach 1989 durchgesetzt schien, lässt auch die Kunst dieser Gesellschaft nicht unberührt. Illiberal Lives, die aktuelle Ausstellung im Ludwig Forum Aachen setzt genau hier an. Sie fragt, wie mit dem Aufbrechen des liberalen Fortschrittsversprechens unweigerlich der unfreie, illiberale Kern moderner Freiheiten zu Tage tritt, und auch die liberale Fiktion von der Kunst als Ausdrucksraum bürgerlicher Freiheit immer mehr unter Druck gerät. Dort, wo die Kunst nicht nur Besitzstände verteidigt, oder sich der Beschwörung nationaler Gemeinschaften dienstbar macht, zeigt sie sich heute zunehmend als praktischer Austragungsort sozialer Widersprüche und Ausschlüsse. Die Arbeiten von Pauline Curnier Jardin, Johanna Hedva, Ho Rui An, Blaise Kirschner, Jota Mombaça, Henrike Naumann, Melika Ngombe Kolongo, Bassem Saad, Mikołaj Sobczak und Jordan Strafer brechen mit den Beschränkungen und Gewalten der liberalen Freiheiten und lassen stattdessen künstlerische Formen eines illiberalen Lebens an ihre Stelle treten. Die Neuhängungen von durch die Künstler*innen ausgewählten Arbeiten der Sammlungen im Ludwig Forum Aachen, die Teil von Illiberal Lives sind, fügen der Ausstellung wesentliche Zuspitzungen von Vergangenheiten und Gegenwarten hinzu. In ihren Auseinandersetzungen mit Arbeiten von beispielsweise Renato Guttuso, Konrad Klapheck oder Jeff Koons geraten seltener gezeigte Arbeiten wie die von Vincent Desiderio oder Magdalena Jetelová in den Blick. Die eingeladenen Künstler*innen reperspektivieren hierbei immer auch die postfaschistische Geschichte einer Institution, deren Sammlungen unlösbar verbunden sind mit der Rhetorik der Blockkonfrontation zwischen Ost und West in der Nachkriegszeit und dem liberalen Narrativ von „freier“ und „unfreier“ Kunst.
Die Präsentation von fünf Installationen von Henrike Naumann in der weitläufigen Halle des Museums, in die Werke wie Magdalena Jetelovás Skulptur Der Setzung andere Seite oder eine Büste Peter Ludwigs von Lew Kerbel eingebunden sind, bildet das Zentrum der Ausstellung: Naumanns Installationen, in denen Möbelensembles, Accessoires und Designgegenstände skulptural werden, machen mit ihren hierin laufenden Video- und Soundarbeiten die Verortung von Illiberal Lives im postfaschistischen Deutschland unentrinnbar.
Naumanns Einbindung zentraler Werke des Ludwig Forums in ihre künstlerische Aufstellung deutscher politischer Gewalt nach 1989 stellen die weiteren eingeladenen Künstler*innen der Ausstellung ästhetische Formulierungen vergemeinschaftender Perspektiven gegenüber. Sie leiten eine Wahrnehmung an, in der sich künstlerisches Handeln von nationalstaatlichen Vorstellungen des Politischen ablöst. So verbinden sich beispielsweise Mikołaj Sobczaks Darstellungen von Protagonist*innen LGBTQI+ basierter Organisierung, von queeren, gegenkulturellen Milieus und Widerstandsbewegungen aus unterschiedlichsten Epochen mit den revolutionären Gesten des Aachener Wandmalers Klaus Paier, dem kommunisitischen Realismus von Renato Guttusos Maggio 1968 – Giornale Murale, dem aus Seidenstrümpfen zusammengenähten Surfer, eine der seltenen lebensgroßen ikonischen Figurinen von Jann Haworth, und mit Iconostasis, einer aus Cellophan und bemalter Silberfolie zusammengesetzten Ikonenwand des Künstlers Thomas Lanigan-Schmidt, einem vielfach dokumentierten Beteiligten der Stonewall Riots in New York 1969.
Die Künstler*innen in Illiberal Lives zielen auf vergemeinschaftende Horizonte, auf kollektive Wahrnehmungsformen und auf politische Spontaneitäten, die heute aus den Rissen der zerfallenden Gegenwart hervorbrechen. Denn wenn die Hierarchisierung von Kunst-Werk über künstlerischer „Lebens-Arbeit“ (Lu Märten) erst einmal aufgebrochen ist, verschiebt sich der Blick auch auf die moderne Kunstgeschichte, in die sich außerkünstlerische historische Kontinuitäten einschreiben. Eingebaut in Naumanns Arbeit Das Reich verschwindet die Frage, ob Immendorffs tonnenschwere Bronzeskulptur Naht (Brandenburger Tor – Weltfrage) als Werk formal gelungen sei oder nicht: seine Monumentalität, Materialwahl und überhöhte Symbolik werden zum Dokument einer für ihre Zeit symptomatischen künstlerisch-nationalen Selbstinszenierung, eines bundesrepublikanischen Formalismus. In Illiberal Lives wird daher die Institution der Kunst nicht als authentische Errungenschaft der liberalen Moderne verstanden, sondern vielmehr als historische Beschränkungsform – als Mehr-Wert abschöpfende Einhegung und Absonderung von aus Formen gelebter Gemeinschaft hervorgehender künstlerischer Lebens-Arbeit.
Kuratiert von Eva Birkenstock, Anselm Franke, Holger Otten und Kerstin Stakemeier. Es handelt sich um eine Fortsetzung der Ausstellung Illiberal Arts, die 2021 von Anselm Franke und Kerstin Stakemeier am Haus der Kulturen der Welt, Berlin, kuratiert wurde. Die Ausstellung wird von der Produktion einer Publikation begleitet.
Hailing from the land of compromise in the heart of Europe, the four friends of Stavroz found each other in the east of Flanders. In its inception, IJsbrand De Wilde & Gert Beazar focussed mainly on playing DJ sets and creating music in which they loved colliding worlds. Only a few years later they hooked up with Maxim Helincks & Pieter De Meester to expand their DJ activities to a performing band and continued to try and find an unbeaten path in electronic music. This culminated in their delicately acoustic, organic and cinematic approach to electronic music. As a result they were awarded second place for “best producer” and “best breakthrough artist” in national awards for Belgium’s electronic music scene.
In the years that followed, the four kept expanding their catalogue and continued to develop that uniquely own style. Their EP “The Ginning” resulted in an early breakthrough for the four-some. It reached gold status in France, dominated the nr. 1 spot on the Hype Machine and was chosen as vinyl of the month by Germany’s “Faze Magazine”, mainly thanks to the B-side “The Finishing”.
In order to keep freedom in their music production and to be able to support other artists with a like minded vision, they started their record label “Moodfamily”. It was on this label that their second hit single “Gold Town” was released. It kept the nr. 1 spot on Beatport’s “Electronic Top 100” for several months and was picked up by Rockstar Entertainment and added to GTA 5’s (already) excellent in-game music. Although Stavroz is now 11 years old, many of their songs are still relevant and are quietly nudging towards timelessness. Over half million monthly listeners and over 100.000 followers on Spotify alone will concur.
Their intimate live performance grew more dramatic and their unique dj sets spread like wildfire as they started frequenting many international stages. Coachella (US), Fusion Festival (DE), Wonderfruit (THA), Pukkelpop (BE), Strawberry Fields (AUS), Tropico (MX), Three Points Festival (FL, USA) all fell victim to Stavroz’s unusual dramatic, melancholic yet determined approach. The band was quickly invited by the acclaimed Youtube channel “Cercle” to perform a streaming concert at Fort Saint-Eynard in France where once again, they managed to create a wholesome, comforting soundtrack for a place, which no words can describe.
2022 marks another landmark in Stavroz’s history as they release their debut album “Mindibu”.
Die Berliner Band il Civetto hat sich im Geiste des Pop neu erfunden – und Global Pop gleich dazu: Ihr universeller Melting-Pop bricht mit westlicher Kulturdominanz und bezieht seine Energie aus den offenen Versuchslaboren der Berliner Techno-Szene. Die bisherige Karriere von il Civetto: ein Spiel nach eigenen Regeln.
Ein Abend im Mai 2011. Bereits aus der Ferne scheint der U-Bahnhof Schlesisches Tor in Berlin zu beben. Hypnotische Beats und Melodien elektrisieren die Luft, eine unwiderstehliche Anziehungskraft geht von dem historistischen Ziegelbau aus. Im Inneren des Bahnhofs beugen sich ein paar junge Musiker über ihre Instrumente und verwandeln die Szenerie binnen Minuten in einen orgiastischen Street Rave. Schon bald drängen sich die Massen bis zur Straße und darüber hinaus, der Späti-Verkäufer kommt mit den Getränken nicht mehr nach. Alles, was man international irgendwo zwischen Anything Goes, Diversität und Hedonismus mit dieser Stadt verbindet, manifestiert sich im Hier und Jetzt. Nirgendwo sonst will man an diesem Abend sein.
»Ein Freund von uns hat die Sicherheitsleute mit Döner bestochen, damit wir ein bisschen länger spielen konnten«, erinnert sich Leon Bollinger zehn Jahre später. Bollinger ist Schlagzeuger und Percussionist bei der Berliner Band il Civetto, mit der er an jenem denkwürdigen Abend das bis dahin erfolgreichste ihrer frühen Guerilla-Konzerte gespielt hatte. Seitdem hat die Gruppe auf organische Weise eine überaus beeindruckende Entwicklung genommen, die nun in dem universellen Melting-Pop von neuen Stücken wie »Rio-Reiser-Platz« ihren vorläufigen Höhepunkt findet – und 2022 im bislang besten Album von il Civetto gipfeln wird, dazu später mehr.
Um nun aber zu verstehen, wie die Dinge bei il Civetto zusammengehören, ist es wichtig, die Geschichte der Band zu kennen. Bollinger (Schlagzeug & Percussion), Lars Löffler-Oppermann (Saxofon, Klarinette) sowie der Sänger und Bassist Leon Keiditsch kannten sich damals bereits seit der Mittelstufe. Das Kapital ihrer Freundschaft lag auch in der Vielseitigkeit, die sich automatisch aus der unterschiedlichen Sozialisation der Freunde ergab. Während Bollinger mit Manu Chao und Desert Blues aufgewachsen ist, hat Löffler-Oppermann klassisch Klarinette gelernt, bereits in jungen Jahren Klezmer und Balkan Beats gespielt und später an der UDK studiert, derweil Keiditsch klassischen Gesang gelernt hat und in Kindheit und früher Jugend als großes Opern-Talent galt. Und alle zusammen gingen sie dann in die Berliner Techno-Clubs.
Das ist das Fundament dieser Gruppe: ihre enorme Offenheit, Musikalität und Neugierde in alle Richtungen einerseits – ergänzt durch die Tatsache, dass sie gleichwohl ziemlich typische Vertreter ihrer Berliner Generation sind. Den Spaß an der Musik merkt man il Civetto so deutlich an, dass sie bald in die Berliner Läden gebucht wurden, in denen sie vorher am Wochenende ausgegangen waren, Techno-Clubs wie Kater Holzig, Wilde Renate und Sisyphos. Nur ein scheinbarer Wiederspruch: il Civetto überführen die Energie und die Beats des Berliner Nachtlebens mit den Mitteln einer Rockband in großen Pop.
Wenn diese inzwischen fünf Leute zusammen Musik machen, entsteht ein einzigartiger Vibe, der auch die diversen Umbesetzungen schadlos überstanden hat. Neben den Genannten haben sich seit einiger Zeit die Gitarristen Dany Ahmed und Robert Kondorosi der Gruppe angeschlossen, die sich nahtlos einfügen und il Civetto zu noch mehr Vielfalt verhelfen.
So begann eine Karriere, die eigentlich gar nicht als eine solche geplant war. Die sich über Jahre behutsam und selbstgesteuert entwickeln konnte. Bis heute spielten il Civetto unzählige Konzerte von Amsterdam über Kopenhagen bis Istanbul, sie traten auf dem Fusion Festival ebenso auf wie beim Montreux Jazz Festival. Ihr erstes, unbetiteltes Album finanzierten il Civetto 2015 noch erfolgreich mittels einer Crowdfunding-Aktion, für das zweite, »Facing The Wall« gab es dann 2019 schon einen kleinen Indie-Deal, zwischendurch waren außerdem zwei EPs erschienen.
Das erste Kapitel ihrer neuen Geschichte haben il Civetto dann kürzlich in den Berliner Hansa Studios aufgeschlagen. Das Studio ist legendär, hier trifft das Wort ausnahmsweise wirklich zu: David Bowie hat dort Teile seiner Berlin-Trilogie produziert, Depeche Mode, U2 und zahlreiche andere nahmen im Hansa Studio prägende Alben auf. Und für il Civetto war das Studio offenbar die richtige Umgebung, um gemeinsam mit dem Produzenten Tim Tautorat die ersten vier Songs unter neuen Vorzeichen aufzunehmen, von denen die Single »Rio-Reiser-Platz« am 20. August erschienen ist.
Das erste, was auffällt: Alle neuen Songs sind auf Deutsch getextet. Eine Entscheidung, die dem stilistischen Multikulturalismus der Gruppe jedoch nur scheinbar entgegensteht. Mindestens so wichtig wie ihre musikalische Offenheit und Vielseitigkeit ist es il Civetto nämlich, verstanden zu werden. In den Interviews zu »Facing the Wall« war den Musikern aufgefallen, dass sie ihre Texte immer wieder ausgiebig erklären mussten – und wer will schon Pop-Texte erklären?
il Civetto jedenfalls nicht. Ihre gesellschaftlichen und politischen Anliegen sind ihnen so wichtig wie die Musik selbst. »Themen wie Klimawandel oder Gentrifizierung spielen bei uns automatisch eine Rolle«, sagt Bollinger. »Wir sind politische Menschen, das lässt sich gar nicht von unserer Musik trennen.« Es ging also darum, eine neue Sprache für diese Musik zu finden. Ein Prozess, an dem die ganze Band sich beteiligt hat, der sie noch enger zusammengeschweißt hat und der letztlich aufgegangen ist. »Wir bleiben heute im Bett und halten uns an unserer Liebe fest, stellen den Wecker auf 1. Mai / Für immer und dich, für immer diese Nacht, in deinem Zimmer hier am Rio-Reiser-Platz«, singt Leon Keiditsch etwa in der ersten Single »Rio-Reiser-Platz« zu den Bläsern der Gruppe Seeed – und bringt in diesen wenigen Worten nicht nur drei Anspielungen auf Rio Reiser unter, zu dessen 25. Todestag die Single erschienen ist. il Civetto vermitteln hier vielmehr spielerisch die Grenzmarkierungen aktueller Gentrifizierungsdiskurse zwischen linker Tradition und turbokapitalistischer Gegenwart.
Auch mit dem erhabenen »Neonlicht« wagen il Civetto mehr Pop ohne ihre musikalischen Kerntugenden außer Acht zu lassen. Der Spagat gelingt traumwandlerisch: Musikalisch klingt es anders, aber il Civetto machen hier Musik mit einem ähnlichen Effekt wie jene, die Pierre Baigorry von Seeed als Peter Fox gemacht hat: ein hybrider Pop wider die westliche Kulturdominanz, der aus den bekannten il-Civetto-Quellen weiterhin schöpft, aber durch seine erhabenen Melodien nun tatsächlich zu einer universellen Musiksprache verdichtet wurde.
In der Melancholie von »Luna« oder der bläsergrundierten Bridge, mit der »Rio-Reiser-Platz« gegen Ende in die Unendlichkeit abhebt, ist immer auch gleich das Reisemittel mitgedacht, mit dem il Civetto schon sehr bald ins nächste Abenteuer aufbrechen werden. Denn ebenso wie ihre Freundschaft und die Musik eint die fünf Musiker ihr unstillbares Fernweh: Frühere il-Civetto-Songs wurden unter anderem in Südamerika und Afrika geschrieben, demnächst geht’s nach Spanien.
Dort werden il Civetto ein Album fertig produzieren, dem diese unstillbare Sehnsucht nach der Ferne ebenso eingeschrieben sein wird, wie dem großartigen neuen Song »Barbazan« der Pop. »Wir haben uns früher nie getraut, uns so klar zu unserer Pop-Leidenschaft zu bekennen«, sagt Lars Löffler-Oppermann. Dass sie diesen Mut jetzt aufgebracht haben, ist gut für uns alle.
So richtig beginnt die il-Civetto-Geschichte erst jetzt – ziemlich auf den Punkt zehn Jahre nach dem denkwürdigen Abend im Schlesischen Tor.