Ein Mann mit vielen Gesichtern – Auf seiner Doppel-EP “F*CK you” zeigt Dominik Hartz zumindest zwei davon.
In der Eisdiele. An der Bar. Bei der Partnerwahl. Überall sollen wir uns entscheiden. Immer und ständig. Was tun, wenn man gerne Becher und Waffel hätte? Wenn die eigenen Geschmäcker und Vorlieben eher in einem bunten Grauschleier statt einem klaren Schwarz oder Weiß liegen? Was macht der Künstler, der sich nicht festlegen will, wenn es um Sounds, Genres oder Attitüden geht?
Schuster, bleib bei deinen Leisten?
“Ich mach einfach immer nur was ich will” tönte Dominik Hartz auf seiner letzten EP stolz. Und welche Bandbreite er bedient, ist wirklich irrsinnig. Sein Hit House-Smasher “Klimpa Klimpa” der jüngst das Dockville zum Beben brachte trifft da auf jazzy-old-school Hip-Hop Beats oder dringliche Post-Punk Hymnen wie “love yourself, fucked up”. Und dann sind da noch die Collabs mit Kollegen wie Bruckner, anaïs und Newcomer Aaron. Da bewegt sich einer recht frei zwischen den verschiedenen Polen und hat offensichtlich ein paar mehr Leisten im Regal.
Die logische Konsequenz: Eine Doppel-EP mit dem einladenden Titel “F*CK you”. Halb Rap. Halb Indie. Und da poltert es auch schon los. “KIPPE” ist die aufmunternde Schelle, die dich ohne Umwege ins Hier und Jetzt zu holt. Unverschämt breitbeinig, aber dabei dann doch auch auf die Familie bedacht. “Meine Oma schreibt mir immer, meine Songs sind zu sad. Mir egal für diesen Bass feiert mich dann mein Dad”.
Irgendwie ja auch egal was die anderen wollen. Who cares. Gute Überleitung. SIE WOLLEN DIES SIE WOLLEN DAS. Ein fies-groovenden Party-Knaller mit einer Hook, die bei einigen Kolleg*innen für Schreibblockaden sorgen dürfte. Wie fühlt sich das an? Schwitzig. Als würde der Körper einfach übernehmen wollen. Als wäre ihm egal was der Rest dazu zu sagen hat und geschweige denn, wie es ihm morgen geht.
Steckt einem dann ja doch in den Knochen so eine Nacht. Aber: SOLANGE DAS NOCH GEHT. “Viel zu viel getrunken gestern wieder mal. In einer Bar wo jeder Kiefer hat.” Bei diesem Geständnis klingt Dominik Hartz wie ein sehr gut deutsch sprechender Mac Miller und schon ist das Kapitel “F*CK” geschlossen.